Schäfflertanz: Fragen an einen Münchner Schäffler

Seit 1990 ist Christian Härtl Mitglied im Verein der Münchner Schäffler, einem Fachverein, den wir für seinen berühmten Schäfflertanz kennen und lieben. Etwa 120 Mitglieder – tatsächlich alles Männer – gehören zum Verein, darunter auch einige, die tatsächlich noch als Schäffler arbeiten.
Den Schäfflertanz gibt es in München seit über 500 Jahren. Die Fassmacher nutzten ihren Tanz, um die Münchnerinnen und Münchner in Zeiten der Pest aufzuheitern. Alle sieben Jahre, so will es die Tradition, zeigen die Schäffler auch heute noch ihren historischen Tanz, zuletzt 2019 – und dann ausnahmsweise 2022, für ein paar Tage im Mai, anlässlich der Corona-Pandemie. Nächstes Jahr, 2026, wird der Schäfflertanz wieder auf öffentlichen Plätzen in der Stadt zu sehen sein – und zwar vom 6. Januar bis Faschingsdienstag.
Christian, eine Frage interessiert uns ganz besonders: Wie wird man Schäffler?
Wer mitmachen will, meldet sich am besten bei uns und kommt dann zu einer Versammlung. Wir treffen uns viermal im Jahr in unserer Herberge, dem Augustiner Stammhaus in der Neuhauser Straße. Da lernen wir uns kennen, denn wir wollen schon wissen, warum jemand gerne bei uns mitmachen möchte, was seine Motivation ist. Nach einer Probezeit von etwa einem Jahr wird dann entschieden, ob die Person endgültig aufgenommen werden soll.
Warum bist du Schäffler geworden?
Mir gefällt, dass wir mit unserem Tanz so viele Menschen aller Altersgruppen erreichen. Ich selber kann mich noch sehr gut erinnern, wie ich den Schäfflertanz als Kind erlebt habe. Auch heute versuchen wir, während der Saison möglichst alle Münchner Grundschulen zu besuchen, denn unser Tanz bleibt den meisten in Erinnerung. Das Thema Schäffler ist auch Teil des HSU-Unterrichts in der vierten Klasse – und diese Kinder sind dann vielleicht unsere Schäffler von übermorgen.
Was gefällt dir besonders an eurem Verein?
Ich mag die Geselligkeit bei uns in der Gruppe. Wir treffen uns immer mal wieder mit früheren Mitgliedern, machen Ausflüge oder Floßfahrten. Zum Glück haben wir auch keine Nachwuchssorgen, sondern zahlreiche Anwärter. Unser jüngstes Mitglied im Verein ist 18, der älteste um die 60.
Wo genau tanzt ihr während der Saison?
Der erste Tanz am 6. Januar gehört traditionell dem Oberbürgermeister, da tanzen wir auf dem Marienplatz vor dem Neuen Rathaus. Ein paar Tage später folgt dann unser großer Auftritt beim Ministerpräsidenten in der Staatskanzlei – in alten Zeiten galt dieser Tanz dem bayerischen König. Ein letztes Mal tanzen wir immer am Faschingsdienstag um 21 Uhr am Augustiner Stammhaus in der Neuhauser Straße, unserer Herberge.
Kann man den Schäfflertanz auch buchen, wenn man kein Ministerpräsident ist?
Natürlich! Man kann uns ganz normal bestellen - und für den Auftritt bezahlen. Wir sind gerade dabei, unseren Preis für das kommende Jahr festzulegen. Bisher haben wir für 2026 bereits 30 Buchungen, insgesamt können wir 400 Auftritte absolvieren. Zu unseren Kunden gehören neben der Stadt München immer wieder Geschäftsleute und Firmen, aber auch Privatpersonen, Vereine, Jubilare und Geburtstagskinder.
Wie bereitet ihr euch auf die Saison vor?
Nach der Wiesn geht es los mit dem Tanztraining. Dabei tun sich manche recht leicht, andere nicht ganz so. aber man muss ja auch kein Tänzer sein, wir haben noch andere Figuren, zum Beispiel den Reifenschwinger, aber Fähnrich und den Kasperl – das ist in der Regel der von uns mit den wenigsten Hemmungen, einer, der gerne mit den Leuten auf Tuchfühlung geht. Und der Kasperl ist keineswegs der Blödste, sondern eher der Gscheiteste.
Vielen Dank, lieber Christian. Wir freuen uns auf den Münchner Schäfflertanz 2026!
Foto Schäffler am Marienplatz © München Tourismus, Sigi Mueller