Tipps für euren Besuch: Das Neue Rathaus
Wenn es eine Frage gibt, bei der selbst unsere vielwissenden Münchner Gäste passen müssen, dann ist das die nach dem Alter unseres Rathauses. Kein Wunder, scheinen wir da doch einen prächtigen mittelalterlichen Bau vor uns zu haben. Was ganz Altes, so um die 500, 600 Jahre alt – so wird auf unseren Stadtführungen gerne geschätzt. Wie der Name hingegen verrät, wurde das „Neue Rathaus“ von München tatsächlich erst in den Jahren von 1867 bis 1909 vom Architekten Georg von Hauberrisser erbaut! Was da so mittelalterlich aussieht, ist eigentlich modern. Neo-gotisch eben.
Jubelnde Bayernspieler und tanzende Schäffler
Zwei Elemente der Fassade haben unser Neues Rathaus in der ganzen Welt berühmt gemacht: Auf dem Balkon über der München Information feiert der FC Bayern regelmäßig die Meisterschaft und lässt sich dabei von Tausenden Fans auf dem Marienplatz bejubeln. Und das Glockenspiel zieht zu jeder vollen Stunde Menschen aus aller Herren Länder an, mit hochgereckten Köpfen und gezücktem Handy im Videomodus – um dann oft enttäuscht festzustellen, dass der fröhliche Figurenreigen doch nicht stündlich zu sehen ist, sondern vormittags um 11 Uhr, mittags um 12 Uhr und in den Monaten März bis Oktober zusätzlich um 17 Uhr.
Mit 43 Glocken ist das Glockenspiel das fünftgrößte in Europa. Zu wechselnden Melodien erscheinen nacheinander das Ritterturnier „Kröndlstechen“ anlässlich der feudalen Hochzeit von Wilhelm V. mit Renata von Lothringen und die nach überstandener Pest tanzenden Schäffler.
Kleiner Insidertipp gefällig? Schaut doch mal abends um 21 Uhr vorbei und erlebt den Nachtwächter hoch oben neben dem Glockenspiel und das Münchner Kindl, wie es zu Brahms‘ Wiegenlied vom Friedensengel ins Bett gebracht wird. Guten Abend, gute Nacht!
Prunkvoller Hof und prächtige Fenster
Geht auf jeden Fall in den Prunkhof, den ihr über den Durchgang unter dem Rathausturm erreicht. Das Bodenlabyrinth macht nicht nur Kindern Freude, und auch hier werdet ihr euch wieder fühlen wie in einem mittelalterlichen Schloss. Fabelwesen, Wendeltreppen, Wasserspeier – und prächtige Butzenglasfenster wie in gotischen Kirchen. Der Außenbereich des Ratskellers lädt in der warmen Jahreszeit zur Rast ein, und vor Weihnachten verkauft euch die Gemeinde, die den riesigen Christbaum auf dem Marienplatz gestiftet hat, ihren eigenen Glühwein. Auch wir sind hier immer gerne!
Ein Hauch von Hogwarts
Während der Bürozeiten lohnt sich ein Blick ins Innere des Neues Rathauses. Die bezaubernde Gestaltung der Gänge und Treppenaufgänge weckt Erinnerungen an die Welt von Harry Potter. Seht euch die vielen Figuren an den Geländern und Säulen einmal genauer an: Findet ihr das Liebespaar? Den Froschkönig? Die fingerhakelnden Kontrahenten?
Die detailreichen Fenster der inneren Fassade erzählen euch ebenfalls allerhand Geschichten, von Ihrer Gestaltung über die Kriegszerstörung bis zur Wiederrichtung mithilfe unterschiedlicher Förderer und Sponsoren.
Ein wahres Juwel ist die Juristische Bibliothek mit ihren verschnörkelten Leitern und den prachtvollen Holzregalen voller Rechtsliteratur. Persönlich sind wir am liebsten im Rahmen einer offiziellen Rathausführung hier – außerhalb der Öffnungszeiten der Bibliothek, wenn wir sicher sein können, keine angehenden Juristen bei ihrer Vorbereitung aufs Examen zu stören…