Weißwurstfrühstück oder: High Noon
Zu jedem München-Besuch gehört unbedingt ein herzhaftes Weißwurstfrühstück. Fleischlose Ernährung ist keine Ausrede mehr, denn es gibt mittlerweile vernünftige vegetarische oder vegane Alternativen. Hat man uns gesagt. 😊
Wie aber funktioniert so ein Weißwurst-Essen? Zunächst: Die Uhrzeit ist entscheidend. In manchen traditionellen Wirtshäusern bekommt ihr die Weißwurst nur bis 12 Uhr mittags. Sobald so eine Weißwurst das 12-Uhr-Läuten hört, ist Schluss! Der Grund dafür liegt in der Geschichte: Früher, als es noch keine Kühlschränke gab, mussten die Würste möglichst rasch nach der Herstellung verspeist werden, ehe die Wärme des Tages ihnen zusetzen und das Brät verderben konnte.
Heute gibt es aber sehr wohl Kühlschränke, sagt ihr? Da habt ihr natürlich recht. Daher bekommt ihr in einigen Gaststätten die Weißwurst auch noch abends um 20 Uhr serviert – während die anderen bis heute an der 12-Uhr-Regel festhalten. Tradition halt.
Das zeitliche Dilemma ist überwunden, der Weißwurstkessel steht dampfend vor euch, darin schwimmen 2-3 Weißwürste pro Person (einzeln abgezählt, nicht paarweise wie bei Wienern). Und nun? Holt ihr euch die erste Wurst auf euren Teller. Das im Topf ist übrigens keine Suppe, daher bitte die Weißwurst nicht in Scheiben schneiden und aus dem Petersilienwasser schlürfen. Haben wir alles schon erlebt, ernsthaft. Und jetzt ganz wichtig: Vorsichtig und zugleich beherzt ritzt ihr die Wursthaut der Länge nach ein und pellt danach das Brät aus seiner Hülle. Hier scheiden sich übrigens die Münchner Geister - nicht selten wird behauptet, die Weißwurst gehöre gezuzelt (Sprachunkundige bitte gleich mal nachschlagen). Wer's mag!
Ab jetzt wird es leichter: Immer ein Stück von der Weißwurst abschneiden, in süßen Senf eintauchen und zusammen mit einer knusprigen Breze genießen. Achtung, Fettnäpfchengefahr: Wer scharfen Senf dazubestellt, muss damit rechnen, dass die Bedienung euren Wunsch laut kommentiert – danach kennt euch garantiert jeder im Speisesaal.
Klassisch gehört zum Weißwurstfrühstück ein Weißbier dazu – gibt’s zum Glück auch einwandfrei in alkoholfrei, oder halt eine Apfelschorle oder ein Wasser, wenn’s denn sein muss. Kaffee oder Tee sind definitiv nicht üblich, Frühstück hin oder her. In diesem Sinne: Guten Appetit und Prosit!