Wir stellen vor: Pferdemetzgerei Wörle

Ursula und Kaspar Wörle – Pferdemetzgerei Wörle

Die Pferdemetzgerei hat tiefe Wurzeln in der Vergangenheit. Früher war der Handel mit Pferden auf dem Münchner Rossmarkt ein blühendes Geschäft. Selbst in den 1950er Jahren gab es in München noch 20 Pferdemetzgereien. Doch die Zeiten haben sich geändert – und heute findet ihr nur noch eine einzige Pferdemetzgerei in München: Die Pferdemetzgerei Wörle, eine Institution auf dem Viktualienmarkt seit 34 Jahren.

Die Produkte, die ihr hier bekommt, sind allesamt vom Pferd: Fleisch, Wurst, Schinken von der Theke und mehr. Dazu wird ein warmer Imbiss angeboten - hier gibt es übrigens ausnahmsweise auch eine Bratwurst vom Schwein. Das Fleisch stammt von privaten Reitpferden aus der bayerisch-schwäbischen Region im Umkreis von ca. 100 Kilometern.

Eine Frage, die unsere Gäste auf Stadtführungen beschäftigt, ist folgende: Wann wird ein Pferd zum Schlachter gebracht?

Kaspar Wörle: Die Gründe sind unterschiedlich. In den meisten Fällen haben die Tiere ein Problem mit den Beinen, so dass sie nicht mehr geritten werden können. Sie haben zum Beispiel Arthrose oder Hufrolle. Ab und zu passiert es sogar, dass ein Fohlen zu schnell wächst: Dann können die Beine das Gewicht des Körpers nicht tragen, und dieses Pferd wird nie gehen können. So etwas erkennt der Tierarzt natürlich.

Wichtig ist grundsätzlich, dass das Pferd verladen werden und mit dem Hänger transportiert werden kann. Nur so können die Tiere zum Schlachten zu uns kommen Die meisten Pferdebesitzer bringen ihre Tiere persönlich zu uns. So stellen sie sicher, dass ihre Pferde nicht ins Ausland verbracht werden, sondern wirklich bei uns und von uns geschlachtet werden.

Was sind die Kriterien für Pferde, die zu Fleisch verarbeitet werden dürfen?

Kaspar Wörle: Wenn ein Pferd geboren wird, muss man innerhalb von sechs Monaten einen Equidenpass beantragen. So wird festgelegt, ob das Pferd eines Tages geschlachtet werden darf. Versäumt man die Frist, dann ist es automatisch ein Nicht-Schlachtpferd. Der Eintrag in den Pass kann später auch nicht mehr geändert werden.

Wie unterscheidet sich das Pferdefleisch von z.B. Rindfleisch oder Schweinefleisch?

Kaspar Wörle: Das beginnt schon mit der Aufzucht. Das Pferd ist kein Mast-Tier. In Deutschland gibt es auch keine Massentierhaltung von Pferden zur Fleischerzeugung. Somit kann es für uns durchaus einmal eng werden, wenn wir keine Pferde zum Schlachten bekommen. Wir können ja nicht einfach losziehen, in den Schlachthof fahren und uns eine Pferdehälfte kaufen. Jetzt im Moment zum Beispiel könnte ruhig wieder Nachschub kommen. Aber wir wissen auch, dass sich das von einer Minute auf die andere ändern kann.

Ihr schlachtet selber und wisst genau, wo euer Fleisch herkommt?

Ursula Wörle: Das ist richtig. Wir gehören hier auf dem Viktualienmarkt zu den wenigen Metzgern, die noch selbst schlachten und wursten. Das ist inzwischen sehr selten geworden.

Wer gehört zu eurer Stammkundschaft?

Ursula Wörle: Zu uns kommen viele unterschiedliche Menschen: Das können Promis sein, aber auch Touristen, wir haben Stammkundschaft aus München und Umgebung, aber auch von weiter her. Ein Paar aus Hamburg beispielsweise kommt einmal im Jahr nach München, um bei uns einen Großeinkauf zu machen.

Bitte erzählt uns noch etwas, das wir noch nicht wussten.

Da erzählen wir dir jetzt mal was vom Pferd: Viele Kunden kommen zu uns und meinen, sie hätten gehört, dass Pferde keine Nieren hätten. Bei unserer Nachbarin, der Bella, stand sogar mal eine ganze Gruppe von Leuten beisammen, die haben Wetten abgeschlossen deswegen, weil sie überzeugt waren, Pferde hätten keine Nieren. Das ist natürlich Unsinn, sonst müsste man die Tiere ja zur Dialyse schicken. Tatsächlich haben Pferde keine Gallenblase. Das klingt kurios, ist aber so. Und ob du’s glaubst oder nicht: Das ist die häufigste Frage, die uns hier gestellt wird.

Pferdemetzgerei Wörle

Viktualienmarkt 3, Abteilung V, Stand 9
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9 bis 18 Uhr, Samstag 9 bis 16 Uhr

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